Waren die Templer Arianer?

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Waren die Templer Arianer?

Beitrag von chefpartie » Fr Jun 25, 2010 6:57 am

Irgendwo scheint in der Geschichte etwas nicht zu stimmen.

Auf der einen Seite wird behauptet, man habe den Templern im Prozess vorgehalten, dass die Templer Jesus besudelt hätten, mit den Islam abkommen getroffen hätten und ausschliesslich Jesus als Gott anerkannt hätten, während sie davon ausgegangen wären, dass der Gott des alten Testaments der Teufel gewesen wäre, anderseits widerspricht genau die Tatsache, dass sie sich mit dem Islam gut verstanden der Anschauung, dass sie den Gott des alten Testaments abgelehnt hätten.

Deutlich naheliegender ist da, dass sie Jesus nur als Weg, Licht und Wahrheit verstanden hatten, sprich Arianer waren und sich daher mit dem wahrscheinlich damals noch existierenden Grundislam verständigen konnten.

Was meint ihr?

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Wilhelm von Baumgarten
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Re: Waren die Templer Arianer?

Beitrag von Wilhelm von Baumgarten » So Jun 27, 2010 4:02 pm

Ich glaube die Vorwürfe, die den Templern beim Prozess gemacht wurden und ihre wahre Einstellung haben nur bedingt miteinander zu tun.
Der Kanon der Anschuldigungen war ja fast exakt der selbe wie bei anderen Ketzerprozessen, die Anschuldigungen um die Vorgänge bei der Aufnahme in den Orden mal ausgenommen. Eigentlich ging es beim Prozess auch nur darum, den Orden zu diskreditieren, zu zerschlagen und als Machtfaktor auszuschalten (und dabei die päpstliche Macht zu schmälern). Dabei war jedes Mittel recht.

Hatten die Templer eine vom Katholizismus abweichende Glaubenslehre ? Ich glaube ja, aber das wäre eigentlich nicht verwunderlich, hatten sie doch durch ihre Anwesenheit im Heiligen Land doch Kontakte zu allen christlichen Glaubensgemeinschaften des Orients (darunter auch arianische Christen) und zur Ostkirche. Und natürlich hatten sie auch Kontakte zu herätischen Strömungen in Europa, speziell zu den Katharern. Alles in Allem ist das nur verständlich, das sich in diesem Umfeld eine von der katholischen Lehre abweichende Sicht der Dinge durchgesetzt hat. Speziell dann, wenn man bedenkt das die Templer ja eine Laienorganisation waren und nicht aus gelehrten Theologen bestanden (die Kapläne einmal abgesehen - aber die hatten ja keinen allzugroßen Einfluß innerhalb des Ordens). Die Formulierug sie hätten "Christus als Weg, Licht und Wahrheit" verstanden trifft es glaube ich ganz gut. Aber haben sie sich deshalb auch als Arianer verstanden ? Das glaube ich nicht. Wenn man z.B. die Aussagen von Großmeister Molay heranzieht, so sieht er sich doch noch ehrlich als Katholik. Aber wie gesagt, auch der Großmeister war ein Laie und kein Theologe. Ihm ist, so glaube ich, nie der Gedanke gekommen er wäre ein religiöser Abweichler. Warum auch ? War er doch der Meister des stärksten Ordens der Christenheit, der nur dem Papst alleine Gehorsam schuldig war.

Haben sich die Templer wirklich gut mit dem Islam verstanden ? Ich glaube nicht wirklich. Aber sie haben in den langen Jahren des Kampfes doch auch einiges von ihren Feinden gelernt und erkannt, das es auch auf der "anderen Seite" vernünftige Menschen gibt mit denen man um des lieben Friedens willen auch kooperieren kann. Und natürlich haben sie auch ihre eigene Politik betrieben und versucht, aus den Ränken in Palästina immer ihre Vorteile zu ziehen (was aber nicht immer von Erfolg gekrönt war).
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Re: Waren die Templer Arianer?

Beitrag von chefpartie » Di Jun 29, 2010 4:23 am

Irgendwie wundert es mich nicht, wenn sich Jack de Molay als guter Katholik betrachtete und dennoch Arianer gewesen ist.

Ist es doch erst das Konzil von Konstantinopel (375 n.Chr.) welches die Dreieinigkeit der arianischen Lehre gleichstellt und erst die 11. Synode des Jahres 675 n.Chr. die den Glauben nach Arius untersagt.

Das ganze Urchristentum ging voraussichtlich von der Lehre nach Arius aus:

1.) Wer kann sich schon einen Gott vorstellen, der in der Wüste vom Teufel versucht wird
2.) Wer kann sich einen Gott vorstellen, der zu sich selber betet, dass er den Kelch an sich selbst vorbeigehen lassen solle.
3.) Wer kann sich einen Gott vorstellen, der sich selbst am Kreuz verlassen hat

Und betrachtet man die Worte Jesu, so stellt er sich immer wieder als Weg zu Gott da und nicht als Gott selbst.

Es würde mich folglich nicht wundern, wenn es auch in dieser Zeit schon islamische Strömungen gegeben hat, die es bedauerten das der Islam seinen ursprünglichen Weg verlassen hatte.

So steht in der Sure 5.75 klipp und klar drinnen: Der Messias, Sohn der Maria, ist nur ein Gesandter.

Sprich: Jesus war ein Mensch, aber er war der Messias.
Und was ausser der Kreuzigung zur Vergebung der Sünden und die Auferstehung hätte Jesus zum Messias machen sollen?

Der Grundislam ist folglich eine arianische Religion.

So bin ich eigentlich ziemlich sicher, davon ausgehen zu können, dass der eigentliche Vorwurf der Kirche an die Templer nicht Teufelsanbetung, sondern Häresie gewesen ist.

Welcher Glaube aber zählt höher. Der ursprüngliche oder der von Menschen in den Konzilen gemachte?
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Re: Waren die Templer Arianer?

Beitrag von Wilhelm von Baumgarten » Do Jul 01, 2010 6:41 pm

Das ist eben dieses Grunddilemma: eigentlich wäre die ursprüngliche Lehre vorzuziehen, aber wir wissen ja wie´s gelaufen ist. Was den Kirchenfürsten nicht genehm war wurde entfernt, gebannt, verboten. Eben wie die Lehre des Arius oder die apokryphen Schriften. Genauso war das Papsttum nie dazu vorgesehen über dem Kaisertum zu stehen, aber auch da haben wir gesehen das persönliche Machtgelüste wichtiger waren als das Wohl der Christenheit. So wurde am Ende auch das Heilige Land verloren (und der Tempel vernichtet).

@Islam: den großen Unterschied zwischen dem Arianismus und dem Islam ist aber, das Arius nie den Glauben mit Feuer und Schwert verbreiten wollte, Mohammed aber sehr wohl - zumindest seine Nachfolger haben das so ausgelegt.
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Re: Waren die Templer Arianer?

Beitrag von chefpartie » Fr Jul 02, 2010 5:03 am

Es ist ein häufiges Problem, dass eine anfangs durchaus gute Grundlehre in weiterer Folge dazu missbraucht wird, um einen Machtausbau zu fördern (Dienst am Gott Mammon). Die Lehre wird in der Folge bewusst verfälscht, damit es sich sicher um eine neue Lehre handelt und um auf sie aufmerksam zu machen, kommt meistens eine Spur Gewaltbereitschaft hinzu.

Das selbe passierte im Rahmen der römisch-katholischen Kirche und auch des Islams.

Ich frage mich ja nur, wie es die Menschen zusammen bringen, die zehn Gebote für sich gelten zu lassen und dennoch zu leben, als gebe es sie nicht, wie man es zusammen bringt gleichzeitig: "Liebe Gott den Herrn, der alles gemacht hat und Deinen Nächsten (auch Deine Feinde) wie Dich selbst" zu predigen und Menschen dazu auf zu fordern anderen die Schädel ein zu schlagen. (Und diese Gebote gelten sowohl für das Christentum als auch für den Islam)

Alles sehr seltsam.
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Re: Waren die Templer Arianer?

Beitrag von Wilhelm von Baumgarten » Sa Jul 03, 2010 7:07 am

Ist eben die alte Geschichte: Wasser predigen und Wein trinken !

Das schlimme daran ist nur, das uns der heutige (Un-)Zeitgeist wirklich in "Teufels Küche" bringt - aber wir schweifen vom Thema ab.
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Re: Waren die Templer Arianer?

Beitrag von chefpartie » Do Jul 08, 2010 7:53 am

Mein Script zu diesem Thema ist fertig.

Schaut es Euch einmal an. Ich glaube, der Beweis ist mir gelungen.

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