Mittelalterlicher Festungsbau
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- Knappe
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Mittelalterlicher Festungsbau
ich suche infos über frühmittelalterl. festungsbau.
konkret geht es darum, dass die araber behaupten, sie hätten uns (via kreuzzüge) den richtigen festungsbau beigebracht. ich brauch da schlagkräftige argumente dagegen.
(sprich: entwicklung des festungsbaus VOR den kreuzzügen usw. in west + mitteleuropa).
Anfrage einer Freundin von mir, schlagkräftige Argumente habe ich keine dagegen, sondern eher dafür, da ja die besten Burgen im heiligen Land stehen.
Wer kann mir Argumente geben, entweder dafür oder dagegen.
Danke Karl
konkret geht es darum, dass die araber behaupten, sie hätten uns (via kreuzzüge) den richtigen festungsbau beigebracht. ich brauch da schlagkräftige argumente dagegen.
(sprich: entwicklung des festungsbaus VOR den kreuzzügen usw. in west + mitteleuropa).
Anfrage einer Freundin von mir, schlagkräftige Argumente habe ich keine dagegen, sondern eher dafür, da ja die besten Burgen im heiligen Land stehen.
Wer kann mir Argumente geben, entweder dafür oder dagegen.
Danke Karl
Alles was auf Erden besteht, beruht auf Ehre und Treue, wer heut´die alte Pflicht verrät, verrät morgen auch die neue.
Adalbert Stifter
Adalbert Stifter
Hier aus einer Vorlesung von mir, wissenschaftlich also bestätigt!!!
BURGEN:
Burg verliert nach dem MA Funktion. In der Frühzeit gab es keine Unterscheidung zwischen Stadt und Burg (z.B: Hainburg, Klosterneuburg, Eggenburg, …)
Definition: Burg ist ein geschützter Raum für eine oder mehrere Personen
Einteilung der Burgen nach:
- Besitzer: Grafenburg, Ministerialburg, …
- Landform: Inselburg, Felsenburg, …
- Bauform: nach Anordnung der Gebäude – ist problematisch, das nicht immer bekannt ist, welche Gebäude es in der jeweiligen Burg im Laufe der Zeit bereits gegeben hat.)
Burg ist Mittelpunkt der Grundherrschaft.
Seit wann hat der Adel Burgen gebaut ?
Erste Form von Burgen waren germanische Höhensiedlungen (Fürstensitze) im 4. Jhdt nC.
Diese gehen aber ohne Weiterentwicklung unter - keine Fortsetzung.
Burgen gibt es praktisch seit der Eingliederung ins fränkische Reich, 7./8. Jhdt, als Maßnahme der Raumsicherung. Sie sind Ausdruck der Formierung einer sozialen Schicht des Adels.
Die Tendenz war – weg von den großen Gutshöfen in den Tälern, hin zu geschützten Höhenbauten.
Die ersten Burgen waren unbewohnte Fluchtburgen (gesicherte Orte). Daneben wurden die Pfalzstädte ausgebaut und es erfolgte eine Absetzung des Adels vom ländlichen Volk.
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Pfalz (Palatium) Quelle:aus Wikipedia
Unter einer Pfalz (< lat. palatium = Palast) versteht man die im Früh- und Hochmittelalter entstandenen, burgähnlichen Stützpunkte für den herumreisenden König, der nicht von einer Hauptstadt aus regieren konnte, sondern möglichst immer „vor Ort“ sein und persönlichen Kontakt zu seinen Vasallen halten musste. Da sie vom König in seiner Eigenschaft als Herrscher des Heiligen Römischen Reiches gebaut und genutzt wurden, ist ihre historisch korrekte Bezeichnung Königspfalz. Die Bezeichnung Kaiserpfalz ist eine Benennung des 19. Jahrhunderts, die übersieht, dass im mittelalterlichen Deutschland Staatsoberhaupt der König war, der erst nach einer zusätzlichen Krönung durch den Papst den Titel eines Römischen Kaisers trug. Pfalzen bestanden in erster Linie aus großen Gutshöfen, die Verpflegung und Unterkunftsmöglichkeiten für den König, sein zahlreiches Gefolge, das oft Hunderte von Personen umfasste, und für weitere zahlreiche Gäste und ihre Pferde boten. Auf lateinisch hießen diese Königshöfe „villa regia“ oder „curtis regia“. Sie befanden sich entweder bei Bischofssitzen, bei großen Klöstern, bei noch verbliebenen städtischen Resten oder auf freiem Land inmitten von Königsgut. Pfalzen entstanden meist im Abstand von 30 km, was einer damaligen Tagesreise zu Pferde entsprach.
Eine Pfalz bestand zumindest aus dem Palast (lat. palas), einer Pfalzkapelle und einem Gutshof. Die Könige und Kaiser führten dort Amtshandlungen aus, hielten dort ihre Hoftage ab und hohe kirchliche Feste wurden hier gefeiert.
Die Pfalzen, die die Herrscher besuchten, wechselten je nach Ausrichtung der Kaiser. Besonders wichtig waren jene Pfalzen, in denen die Kaiser den Winter verbrachten (Winterpfalzen) und die Festtagspfalzen, wobei das Osterfest das wichtigste Fest darstellte (Osterpfalzen).
Größere Pfalzen lagen oft in Städten, die Sonderrechte (z. B. Reichsfreiheit) hatten, konnten aber auch Bischofssitze oder Reichsklöster sein.
Die ersten Burgen gibt es in Deutschland bereits im 10.Jhdt
• z.T. Fluchtburgen vor Ungarn
• Burgen im Besitz der Markgrafen von Schweinfurt
Trend von Volksburgen (Fluchtburgen) zu Adelsburgen. Das Hauptgebäude der Burg wird zunehmend für Repräsentation genutzt.
Burg von Oberammerthal (Karlsburg):
Im Besitz der Markgrafen von Schweinfurt. Im 10.Jhdt von Wehrmauern aus Stein umgeben.
In karolingischer Zeit noch Holz-Erde-Mauer mit Trockenmauer davor. Holz-Erde-Mauer ist eigentlich Holzkasten, der mit Erde gefüllt wurde. Trockenmauer davor dient zum Schutz vor Brandpfeilen.
Burg Rosthal (Besitz Schweinfurt) war Holzpfostengebäude, mit Mauern umgeben
Burg Kahlberg: Befestigung durch Mauern, Graben und vorspringende Türme
Burg Sulzbach (Besitz Schweinfurt):
Holzbau im 9. Jhdt, aber bereits im 10. Jhdt Steinbau. Saalbau und Wohnbauten ebenfalls aus Stein, daneben aber vereinzelt noch Holzbauten. Sehr komfortable Burg mit Heißluftheizungen
Alamannische Burg am Runden Berg bei Urach
Erste Burg geht im 6. Jhdt unter. Neubau im 10. Jhdt mit Ummauerung und Kachelofenheizung
Frohburg (Schweiz)
Im 10. Jhdt gegründet, entwickelt sich bis ins 12 .Jhdt. Entwicklungsschritte sind archäologisch nachvollziehbar.
1. Phase – Holzbauten, repräsentativer Holzpfostenbau mit Herdstelle
von Nebenraum geheizt und daher rauchfrei
2. im 11. Jhdt Steinbau, steinerer Saalbau und gemörteltes Steinhaus
Saalbühel:
11./12. Jhdt ist reiner Holzbau
Oft wurden auch Steinhäuser ohne gesonderte Befestigung errichtet, eventuell noch geschützt durch Wassergraben
Unterregenbach:
Grundsätzlich Herrenhof. Im FMA entsteht Steinbau vermutlich zu Repräsentationszwecken
Französischer Raum:
Es entstehen langgestreckte rechteckige Häuser – Aula, vorerst eingeschossig.
Später entstehen daraus Wohntürme – DONJON – zuerst Wohntürme für Hochadel und Klerus.
DONJON: Wohnturm
Bergfried: unbewohnter Turm
Slawischer Raum:
Slawen ziehen im 6. Jhdt nach Westen, Auseinandersetzungen mit Karolingern, dann Aufsplittung in Stämme.
SAMO schüttelt Awarenherrschaft ab und vereinigt Slawen
Mecklenburg – ist bereits im 7. Jhdt Burg, wird im 9./10. Jhdt slawische Burg mit Sklavenmarkt
Slawische Burgen unterscheiden sich in Form und Größe kaum von westlichen Burgen.
Burgen waren üblicherweise mit Wall und Graben umgeben. Die Anlage war oft mehrteilig in Vor- und Hauptburgen getrennt
Geographicus Bawarius erstellt Auflistung der slawischen Burgen mit Anzahl je Besitzer:
- sehr große Zahlen.
Archäologisch Zuordnung zu Stämmen und Fürsten oft gar nicht möglich.
In der Umgebung von Prag gab es 14 Burgen
Mikulicice: 10. Jhdt, Vorburgen und Hauptburg, mehrteilig aber gemeinsame Befestigung
Stara Kourim: 10. Jhdt, mehrteilig, Vorbild Pfalz ist erkennbar
Gnesen: mehrteilig
Ringwälle:
Annähernd kreisrunde, flache Siedlung mit Wällen und Graben, Holz-Erde-Mauern. Vorkommen im norddeutschen Flachland.
Entstehung: Beginn im 9. Jhdt, sehr zahlreich im 10. Jhdt
Es sind Zusammenhänge zwischen der Entstehung der Ringwälle und dem Einfall von Sachsen und Normannen zu vermuten ausgelöst durch Expansionsbewegung der sächsischen Könige. Die Innenbauten waren meist Holz/Pfostenbauten, umgeben von Holz-Erde-Mauern.
Beispiel Trelleborg: 980 errichtet, kreisrund, in 4 Teile geteilt, streng geometrisch mit Palisade aus Eichenstämmen
Im Westen lebte der Hochadel ab dem 11. Jhdt stets in Burgen. Ministerialadel begann ebenfalls Burgen zu bauen.
Definitionen von Burg:
Laut Edikt von Pitres (864) stehen Burgen (Befestigungsbauten) nur dem König zu!
Edikt von Lillebonne:
Niemand darf Graben ausheben, der tiefer ist als Reiter und Pferd hoch sind -> sonst Burg
Keine Siedlung auf Insel -> Burg
Häuser nicht mehr als 2 Geschoße -> Burg
Weißenstein bei Marburg:
Verschiedene Stadien feststellbar
- Phase 1- Holzbau, 9. Jhdt
- Phase 2 – festes Haus, ev. Donjon 12x 8 m
Ab 11. Jhdt werden gerne Donjon (Wohntürme gebaut)
Burg Habsburg (Schweiz):
Wohnturm aus Stein aus dem 11. Jhdt, später Ausbau bis ins HMA
Ziel des Burgenbaus ist immer die Gipfelburg!
Klingenmünster:
Wohnturm mit 2 m Wandstärke, später Ringmauer
Baldenstein:
Wohnturm nicht in der Mitte der Befestigung sondern an der Mauer
Turm wird im 12. Jhdt zu Bergfried (unbewohnt) und Repräsentationsobjekt. Daneben gibt es Saalbauten für Wohnungen.
Vianden:
Stärker strukturierte Anlage, Donjon, Saal-Wohnbauten, Donjon eher am Rand
Harzburg:
Burg von Heinrich IV im Harz. Moderne Burg mit Wasserleitung, Turm, Wohnturm, Sallgeschoßbau, 1074 zerstört
19.01.2007
Bergfriede: ab 12. Jhdt, kleine Innenflächen, nicht bewohnt, ab ca 1180 bis ins 14. Jhdt
Befestigungsmauern:
- bis 12. Jhdt eher Ringmauern
- später eher gerade Mauern
Ab 13. Jhdt nochmals Boom beim Burgenbau, weil jetzt auch Ritter Burgen bauen.
Mauertechnik beim Burgenbau:
Außenmauern ab dem 12. Jhdt aus regelmäßigen Quadersteinen. Innenmauern eher unregelmäßig
Ab 13. Jhdt entwickeln sich die einzelnen Gebäude innerhalb einer Burg mehr zu einer Einheit. Der Innenraum (Hof) der Burg wird zunehmend verbaut.
Doue La Fontaine
Um 900 Steingebäude – Aula – eingeschossig. Um 930/940 abgebrannt. Dann türen vermauert, Aula auf 2 Geschoße aufgestockt, später mit Graben 15m breit und 5 m tief umgeben so entstand die Motte
In Frankreich, Belgien, südl Niederlanden gibt es Motten bereits um 1000.
Motte: Künstlich aufgeworfener Erdhügel. Entstand, indem ein mehr geschoßiges Gebäude auf ebener Erde errichtet wurde. Bis zur Höhe des Erdgeschoßes wurde dann Erde aufgeschüttet, sodaß das Erdgeschoß zum Keller und das 1. Geschoß zum Erdgeschoß wurde.
Das Bauwerk erscheint, als ob es auf einer Anhöhe stünde. Motte oft von Wall und Graben umgeben. Die ersten Motten wurden aus Holz gefertigt, das das aufgeschüttete Material für Steinbauten nicht immer sofort geeignet war.
In England Motten ab 1066, in Irland ab 1170.
Motten oft auch mit Vorburgen
Motte Husterknupp:
Viele Holzfunde (Herbrodt), damals aber noch eine Dendro. Es zeigt sich die gesamte Entwicklung vom Herrnhof zur Befestigung auf dem Hausberg.
- Ehemals befestigte Anlage mit Holzbauten.
- Anfang 11. Jhdt Aufschüttung – Kernmotte – mit abgetrennter Vorburg. Am Hügel Stabbau mit eingetieften Pfosten.
- Mitte 11. Jhdt weitere Aufschüttung zur Hochmotte mit Holzbau. Steinbau wurde versucht, aber bald aufgegeben
Ickt bei Düsseldorf:
Im 15. Jhdt wurde in Ickt ein runder Turm gebaut
Ab dem 15. Jhdt wurden auch kleine Mottenartige Gebäude von z. B. Bürgern errichtet.
Wüstung Holzheim in Hessen:
Dörfliche Siedlung, ab 11. Jhdt entwickelt sich eine Burg
Phase 1 – eher ländliche Hofanlage mit einem Graben
Phase 2 – Wohnturm aus Stein mit Nebengebäuden, aber keine wirkliche Außenbefestigung
(Palisaden)
Im Laufe des Spätmittelalters sinkt die Bedeutung der Burgen sehr schnell. Manche Burgen werden zu Schlössern und überleben. Die Wehrfunktion wurde aufgegeben und war wegen der neuen Waffen auch nicht mehr wirklich vorhanden. Zudem gibt es soziale Umbrüche, das Leben auf der Burg wird unmodern, das Leben in der Stadt wird zum Ziel.
Burgen in Österreich:
Karl d. Gr. besiegt im 8. Jhdt die Awaren, das Karolingische Reich geht bis zum Donauknie.
NOBILES – sind Grafen mit Aufgaben in Verteidigung und Verwaltung (oft bayrischer Adel).
Zu zentralen Siedlungen werden Wien, Tulln und Mautern ausgebaut. Diese Städte werden schon sehr früh neu belebt (nach Römern und unter Karolingern). Sie werden teilweise als bereits befestigt beschrieben – auch Pöchlarn wird als frühe Burg vermutet.
869 – wird Pfalz Baden genannt (noch nicht gefunden)
888 – Heimo soll Fluchtburg und Ort der Gerichtsbarkeit erreichten (Obritzberg?)
- Literatur:
Fehring: Einführung in die Archäologie des Mittelalters
Rösener Werner: Bauern im Mittelalter, 1985
Donat, Peter: Haus, Hof und Dorf in Mitteleuropa vom 7. bis 12. Jahrhundert. Archäologische Beiträge zur Entwicklung und Struktur der bäuerlichen Siedlung, Berlin 1980a, Frühgeschichte 33
SALKOVSKY, P.: Häuser in der frühmittelalterlichen slawischen Welt. Nitra, Archeolog.ustav SAV, 2001. ISBN 80-88709-52-0. 190 S., 60 Abbildungen, 14 Karten, Res. in Tschechisch und Engl. , 34,00 Euro
Typologie und Verbreitung der Hausformen. Rekonstruktion des slawischen Hauses: Bauteile und Elemente, Technologie und Materialien, Struktur und Ausstattung des Interieurs.
Reichmann Christof: Aufsatz „Ländlicher Hausbau in Niederdeutschland“, Beihefte im Band „Siedlungen und Landesausbau zur Salienzeit, 1991, Band 2, Seite 277-298
WH Zimmermann: Pfosten, Ständer und Schwelle und der Übergang vom Pfosten- zum Ständerbau, aus der Zeitschrift Probleme der Küstenforschung im Nordseegebiet, Band 25, 1998, Seite 9 – 242
Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen, 2001
Hermann Hinz: Donjon und Motte
Burgen in Mitteleuropa, Theiss Verlag, Februar 1999 ISBN-10: 3806213550
Karl, wennst das ganze skript willst, sags ich kanns dir schicken...bzw. kommts demnächst auch ins interne F.
LG Steffi
BURGEN:
Burg verliert nach dem MA Funktion. In der Frühzeit gab es keine Unterscheidung zwischen Stadt und Burg (z.B: Hainburg, Klosterneuburg, Eggenburg, …)
Definition: Burg ist ein geschützter Raum für eine oder mehrere Personen
Einteilung der Burgen nach:
- Besitzer: Grafenburg, Ministerialburg, …
- Landform: Inselburg, Felsenburg, …
- Bauform: nach Anordnung der Gebäude – ist problematisch, das nicht immer bekannt ist, welche Gebäude es in der jeweiligen Burg im Laufe der Zeit bereits gegeben hat.)
Burg ist Mittelpunkt der Grundherrschaft.
Seit wann hat der Adel Burgen gebaut ?
Erste Form von Burgen waren germanische Höhensiedlungen (Fürstensitze) im 4. Jhdt nC.
Diese gehen aber ohne Weiterentwicklung unter - keine Fortsetzung.
Burgen gibt es praktisch seit der Eingliederung ins fränkische Reich, 7./8. Jhdt, als Maßnahme der Raumsicherung. Sie sind Ausdruck der Formierung einer sozialen Schicht des Adels.
Die Tendenz war – weg von den großen Gutshöfen in den Tälern, hin zu geschützten Höhenbauten.
Die ersten Burgen waren unbewohnte Fluchtburgen (gesicherte Orte). Daneben wurden die Pfalzstädte ausgebaut und es erfolgte eine Absetzung des Adels vom ländlichen Volk.
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Pfalz (Palatium) Quelle:aus Wikipedia
Unter einer Pfalz (< lat. palatium = Palast) versteht man die im Früh- und Hochmittelalter entstandenen, burgähnlichen Stützpunkte für den herumreisenden König, der nicht von einer Hauptstadt aus regieren konnte, sondern möglichst immer „vor Ort“ sein und persönlichen Kontakt zu seinen Vasallen halten musste. Da sie vom König in seiner Eigenschaft als Herrscher des Heiligen Römischen Reiches gebaut und genutzt wurden, ist ihre historisch korrekte Bezeichnung Königspfalz. Die Bezeichnung Kaiserpfalz ist eine Benennung des 19. Jahrhunderts, die übersieht, dass im mittelalterlichen Deutschland Staatsoberhaupt der König war, der erst nach einer zusätzlichen Krönung durch den Papst den Titel eines Römischen Kaisers trug. Pfalzen bestanden in erster Linie aus großen Gutshöfen, die Verpflegung und Unterkunftsmöglichkeiten für den König, sein zahlreiches Gefolge, das oft Hunderte von Personen umfasste, und für weitere zahlreiche Gäste und ihre Pferde boten. Auf lateinisch hießen diese Königshöfe „villa regia“ oder „curtis regia“. Sie befanden sich entweder bei Bischofssitzen, bei großen Klöstern, bei noch verbliebenen städtischen Resten oder auf freiem Land inmitten von Königsgut. Pfalzen entstanden meist im Abstand von 30 km, was einer damaligen Tagesreise zu Pferde entsprach.
Eine Pfalz bestand zumindest aus dem Palast (lat. palas), einer Pfalzkapelle und einem Gutshof. Die Könige und Kaiser führten dort Amtshandlungen aus, hielten dort ihre Hoftage ab und hohe kirchliche Feste wurden hier gefeiert.
Die Pfalzen, die die Herrscher besuchten, wechselten je nach Ausrichtung der Kaiser. Besonders wichtig waren jene Pfalzen, in denen die Kaiser den Winter verbrachten (Winterpfalzen) und die Festtagspfalzen, wobei das Osterfest das wichtigste Fest darstellte (Osterpfalzen).
Größere Pfalzen lagen oft in Städten, die Sonderrechte (z. B. Reichsfreiheit) hatten, konnten aber auch Bischofssitze oder Reichsklöster sein.
Die ersten Burgen gibt es in Deutschland bereits im 10.Jhdt
• z.T. Fluchtburgen vor Ungarn
• Burgen im Besitz der Markgrafen von Schweinfurt
Trend von Volksburgen (Fluchtburgen) zu Adelsburgen. Das Hauptgebäude der Burg wird zunehmend für Repräsentation genutzt.
Burg von Oberammerthal (Karlsburg):
Im Besitz der Markgrafen von Schweinfurt. Im 10.Jhdt von Wehrmauern aus Stein umgeben.
In karolingischer Zeit noch Holz-Erde-Mauer mit Trockenmauer davor. Holz-Erde-Mauer ist eigentlich Holzkasten, der mit Erde gefüllt wurde. Trockenmauer davor dient zum Schutz vor Brandpfeilen.
Burg Rosthal (Besitz Schweinfurt) war Holzpfostengebäude, mit Mauern umgeben
Burg Kahlberg: Befestigung durch Mauern, Graben und vorspringende Türme
Burg Sulzbach (Besitz Schweinfurt):
Holzbau im 9. Jhdt, aber bereits im 10. Jhdt Steinbau. Saalbau und Wohnbauten ebenfalls aus Stein, daneben aber vereinzelt noch Holzbauten. Sehr komfortable Burg mit Heißluftheizungen
Alamannische Burg am Runden Berg bei Urach
Erste Burg geht im 6. Jhdt unter. Neubau im 10. Jhdt mit Ummauerung und Kachelofenheizung
Frohburg (Schweiz)
Im 10. Jhdt gegründet, entwickelt sich bis ins 12 .Jhdt. Entwicklungsschritte sind archäologisch nachvollziehbar.
1. Phase – Holzbauten, repräsentativer Holzpfostenbau mit Herdstelle
von Nebenraum geheizt und daher rauchfrei
2. im 11. Jhdt Steinbau, steinerer Saalbau und gemörteltes Steinhaus
Saalbühel:
11./12. Jhdt ist reiner Holzbau
Oft wurden auch Steinhäuser ohne gesonderte Befestigung errichtet, eventuell noch geschützt durch Wassergraben
Unterregenbach:
Grundsätzlich Herrenhof. Im FMA entsteht Steinbau vermutlich zu Repräsentationszwecken
Französischer Raum:
Es entstehen langgestreckte rechteckige Häuser – Aula, vorerst eingeschossig.
Später entstehen daraus Wohntürme – DONJON – zuerst Wohntürme für Hochadel und Klerus.
DONJON: Wohnturm
Bergfried: unbewohnter Turm
Slawischer Raum:
Slawen ziehen im 6. Jhdt nach Westen, Auseinandersetzungen mit Karolingern, dann Aufsplittung in Stämme.
SAMO schüttelt Awarenherrschaft ab und vereinigt Slawen
Mecklenburg – ist bereits im 7. Jhdt Burg, wird im 9./10. Jhdt slawische Burg mit Sklavenmarkt
Slawische Burgen unterscheiden sich in Form und Größe kaum von westlichen Burgen.
Burgen waren üblicherweise mit Wall und Graben umgeben. Die Anlage war oft mehrteilig in Vor- und Hauptburgen getrennt
Geographicus Bawarius erstellt Auflistung der slawischen Burgen mit Anzahl je Besitzer:
- sehr große Zahlen.
Archäologisch Zuordnung zu Stämmen und Fürsten oft gar nicht möglich.
In der Umgebung von Prag gab es 14 Burgen
Mikulicice: 10. Jhdt, Vorburgen und Hauptburg, mehrteilig aber gemeinsame Befestigung
Stara Kourim: 10. Jhdt, mehrteilig, Vorbild Pfalz ist erkennbar
Gnesen: mehrteilig
Ringwälle:
Annähernd kreisrunde, flache Siedlung mit Wällen und Graben, Holz-Erde-Mauern. Vorkommen im norddeutschen Flachland.
Entstehung: Beginn im 9. Jhdt, sehr zahlreich im 10. Jhdt
Es sind Zusammenhänge zwischen der Entstehung der Ringwälle und dem Einfall von Sachsen und Normannen zu vermuten ausgelöst durch Expansionsbewegung der sächsischen Könige. Die Innenbauten waren meist Holz/Pfostenbauten, umgeben von Holz-Erde-Mauern.
Beispiel Trelleborg: 980 errichtet, kreisrund, in 4 Teile geteilt, streng geometrisch mit Palisade aus Eichenstämmen
Im Westen lebte der Hochadel ab dem 11. Jhdt stets in Burgen. Ministerialadel begann ebenfalls Burgen zu bauen.
Definitionen von Burg:
Laut Edikt von Pitres (864) stehen Burgen (Befestigungsbauten) nur dem König zu!
Edikt von Lillebonne:
Niemand darf Graben ausheben, der tiefer ist als Reiter und Pferd hoch sind -> sonst Burg
Keine Siedlung auf Insel -> Burg
Häuser nicht mehr als 2 Geschoße -> Burg
Weißenstein bei Marburg:
Verschiedene Stadien feststellbar
- Phase 1- Holzbau, 9. Jhdt
- Phase 2 – festes Haus, ev. Donjon 12x 8 m
Ab 11. Jhdt werden gerne Donjon (Wohntürme gebaut)
Burg Habsburg (Schweiz):
Wohnturm aus Stein aus dem 11. Jhdt, später Ausbau bis ins HMA
Ziel des Burgenbaus ist immer die Gipfelburg!
Klingenmünster:
Wohnturm mit 2 m Wandstärke, später Ringmauer
Baldenstein:
Wohnturm nicht in der Mitte der Befestigung sondern an der Mauer
Turm wird im 12. Jhdt zu Bergfried (unbewohnt) und Repräsentationsobjekt. Daneben gibt es Saalbauten für Wohnungen.
Vianden:
Stärker strukturierte Anlage, Donjon, Saal-Wohnbauten, Donjon eher am Rand
Harzburg:
Burg von Heinrich IV im Harz. Moderne Burg mit Wasserleitung, Turm, Wohnturm, Sallgeschoßbau, 1074 zerstört
19.01.2007
Bergfriede: ab 12. Jhdt, kleine Innenflächen, nicht bewohnt, ab ca 1180 bis ins 14. Jhdt
Befestigungsmauern:
- bis 12. Jhdt eher Ringmauern
- später eher gerade Mauern
Ab 13. Jhdt nochmals Boom beim Burgenbau, weil jetzt auch Ritter Burgen bauen.
Mauertechnik beim Burgenbau:
Außenmauern ab dem 12. Jhdt aus regelmäßigen Quadersteinen. Innenmauern eher unregelmäßig
Ab 13. Jhdt entwickeln sich die einzelnen Gebäude innerhalb einer Burg mehr zu einer Einheit. Der Innenraum (Hof) der Burg wird zunehmend verbaut.
Doue La Fontaine
Um 900 Steingebäude – Aula – eingeschossig. Um 930/940 abgebrannt. Dann türen vermauert, Aula auf 2 Geschoße aufgestockt, später mit Graben 15m breit und 5 m tief umgeben so entstand die Motte
In Frankreich, Belgien, südl Niederlanden gibt es Motten bereits um 1000.
Motte: Künstlich aufgeworfener Erdhügel. Entstand, indem ein mehr geschoßiges Gebäude auf ebener Erde errichtet wurde. Bis zur Höhe des Erdgeschoßes wurde dann Erde aufgeschüttet, sodaß das Erdgeschoß zum Keller und das 1. Geschoß zum Erdgeschoß wurde.
Das Bauwerk erscheint, als ob es auf einer Anhöhe stünde. Motte oft von Wall und Graben umgeben. Die ersten Motten wurden aus Holz gefertigt, das das aufgeschüttete Material für Steinbauten nicht immer sofort geeignet war.
In England Motten ab 1066, in Irland ab 1170.
Motten oft auch mit Vorburgen
Motte Husterknupp:
Viele Holzfunde (Herbrodt), damals aber noch eine Dendro. Es zeigt sich die gesamte Entwicklung vom Herrnhof zur Befestigung auf dem Hausberg.
- Ehemals befestigte Anlage mit Holzbauten.
- Anfang 11. Jhdt Aufschüttung – Kernmotte – mit abgetrennter Vorburg. Am Hügel Stabbau mit eingetieften Pfosten.
- Mitte 11. Jhdt weitere Aufschüttung zur Hochmotte mit Holzbau. Steinbau wurde versucht, aber bald aufgegeben
Ickt bei Düsseldorf:
Im 15. Jhdt wurde in Ickt ein runder Turm gebaut
Ab dem 15. Jhdt wurden auch kleine Mottenartige Gebäude von z. B. Bürgern errichtet.
Wüstung Holzheim in Hessen:
Dörfliche Siedlung, ab 11. Jhdt entwickelt sich eine Burg
Phase 1 – eher ländliche Hofanlage mit einem Graben
Phase 2 – Wohnturm aus Stein mit Nebengebäuden, aber keine wirkliche Außenbefestigung
(Palisaden)
Im Laufe des Spätmittelalters sinkt die Bedeutung der Burgen sehr schnell. Manche Burgen werden zu Schlössern und überleben. Die Wehrfunktion wurde aufgegeben und war wegen der neuen Waffen auch nicht mehr wirklich vorhanden. Zudem gibt es soziale Umbrüche, das Leben auf der Burg wird unmodern, das Leben in der Stadt wird zum Ziel.
Burgen in Österreich:
Karl d. Gr. besiegt im 8. Jhdt die Awaren, das Karolingische Reich geht bis zum Donauknie.
NOBILES – sind Grafen mit Aufgaben in Verteidigung und Verwaltung (oft bayrischer Adel).
Zu zentralen Siedlungen werden Wien, Tulln und Mautern ausgebaut. Diese Städte werden schon sehr früh neu belebt (nach Römern und unter Karolingern). Sie werden teilweise als bereits befestigt beschrieben – auch Pöchlarn wird als frühe Burg vermutet.
869 – wird Pfalz Baden genannt (noch nicht gefunden)
888 – Heimo soll Fluchtburg und Ort der Gerichtsbarkeit erreichten (Obritzberg?)
- Literatur:
Fehring: Einführung in die Archäologie des Mittelalters
Rösener Werner: Bauern im Mittelalter, 1985
Donat, Peter: Haus, Hof und Dorf in Mitteleuropa vom 7. bis 12. Jahrhundert. Archäologische Beiträge zur Entwicklung und Struktur der bäuerlichen Siedlung, Berlin 1980a, Frühgeschichte 33
SALKOVSKY, P.: Häuser in der frühmittelalterlichen slawischen Welt. Nitra, Archeolog.ustav SAV, 2001. ISBN 80-88709-52-0. 190 S., 60 Abbildungen, 14 Karten, Res. in Tschechisch und Engl. , 34,00 Euro
Typologie und Verbreitung der Hausformen. Rekonstruktion des slawischen Hauses: Bauteile und Elemente, Technologie und Materialien, Struktur und Ausstattung des Interieurs.
Reichmann Christof: Aufsatz „Ländlicher Hausbau in Niederdeutschland“, Beihefte im Band „Siedlungen und Landesausbau zur Salienzeit, 1991, Band 2, Seite 277-298
WH Zimmermann: Pfosten, Ständer und Schwelle und der Übergang vom Pfosten- zum Ständerbau, aus der Zeitschrift Probleme der Küstenforschung im Nordseegebiet, Band 25, 1998, Seite 9 – 242
Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen, 2001
Hermann Hinz: Donjon und Motte
Burgen in Mitteleuropa, Theiss Verlag, Februar 1999 ISBN-10: 3806213550
Karl, wennst das ganze skript willst, sags ich kanns dir schicken...bzw. kommts demnächst auch ins interne F.
LG Steffi
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In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!
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